Connie Henning zu Klang in der Schwangerschaft

Die Pränatalzeit ist bei den wenigsten Menschen heil. Das Gefühl des Urvertrauens scheint eher mit der Zeit davor verbunden, dem Gefühl kosmischen All-Eins-Seins, wie es oft während oder nach einer Klangmassage/ Klangmeditation mit Klangschalen beschrieben wird. Dieses Gefühl aus der »Zeit davor« sollte sich natürlicherweise ins grenzenlos Schwimmende, der Symbiose im Mutterleib, fortpflanzen. Danach käme der Kontakt zur Mutter, in dem sich diese Symbiose fortsetzt, der Weg in die Familie - als Kleinkind - und später die Loslösung aus dieser Symbiose und das hinausgehen in die Welt. Die Pränatalpsychologie zeigt auf, dass dieser natürliche Ablauf oft schon während der Schwangerschaft gestört ist und sich dann weiter im Leben fortsetzt. Naturtoninstrumente, wie die Klangschale, scheinen an das Urvertrauen - aus dem Sein in der »Ursuppe« wieder anzuknüpfen und ein Nachnähren und Wachsen zu ermöglichen. Daher kann die Klangarbeit gerade auch in der Arbeit mit Schwangeren oder bereits vorher, eine hilfreiche Unterstützung für eine gesunde Entwicklung des Kindes und für ein Stärken der werdenden Mutter sein. Klangschalen haben eine zentrierende, sammelnde Qualität. Sie helfen, wieder in der eigenen Mitte anzukommen (...) Natüliches Wissen um Gebären und Umgang mit Neugeborenen Der weibliche Körper ist evolutionsbedingt sozusagen auf Gebären »programmiert «. Damit tragen Frauen das Wissen um dieses Thema ganz selbstverständlich in sich. Jedoch ist der Zugang zu dieser Ressource, zu diesen Instinkten oft verschlossen. Unsere wissensorientierte Zeit fordert Rezepte, klare Vorgehensweisen und liefert entsprechend viele Informationen - dabei wird jedoch oft die große Bedeutung der Verbindung zum Gefühl, zur Wahrnehmung und Erfahrung außer Acht gelassen. Dabei ist es von zentraler Bedeutung, dass die werdende Mutter (oder die, die es werden möchte) in Kontakt zu sich selbst und zum ungeborenen Kind ist. Dies zu fördern und zu stärken ist Anliegen der Klangarbeit (...) Der natürliche Vorgang von Schwangerschaft und Geburt wird zunehmend technisiert und scheint manchmal fast schon wie eine »Krankheit« behandelt zu werden. Der Trend zum geplanten Kaiserschnitt nimmt zu. Es scheint, als wollte man alles Natürliche zunehmend aus der Geburtshilfe verbannen. Wir nehmen uns dadurch eine wichtige Chance. Denn durch die Geburt haben Mutter und Kind die Möglichkeit, Krisen als positiven Lernschritt im Leben zu erfahren.

Connie Henning: Klangmassage in der Schwangerschaft und Geburt, in: Hess/Koller (Hrsg.): Klangmethoden in der therapeutischen Praxis, Verlag Peter Hess, 2009:

Birgit Huvendieck